Rue de la Résistance
Patrick Mudekereza

Mein Name ist Patrick Mudekereza. Ich bin Schriftsteller und Kurator, oder opérateur culturel, wie wir im Kongo sagen. Im Rahmen eines kuratorischen Stipendiums war ich 2016 für sechs Wochen an der ZK/U und habe das Projekt Rue de la Résistance [Straße des Widerstands] entwickelt, bei dem es darum geht, zu erforschen, wie die Idee von „Schreckgespenstern“ im öffentlichen Raum Orte des Widerstands erzeugen. Gemeinsam mit Sururu Mboro, einem Aktivisten und Forscher bei Berlin Postkolonial habe ich das Afrikanische Viertel in Berlin besucht. Der Verein setzt sich dafür ein Straßen, die den Kolonialismus bekräftigen umzubenennen und statt dessen an Namen des afrikanischen Widerstands zu erinnern. Ich wollte diesen Konflikt in Dialog setzen mit dem, was wir 2013 in Lubumbashi mit dem kongolesischen Autor Albert Kapepa und dem belgischen Architekturhistoriker Johan Lagae von der University of Gent gemacht haben. Die Idee war, eine imaginäre Stadt zu kreieren, die die vorausgegangene Forschung zum afrikanischen Widerstand mit dem Afrikanischen Viertel in Berlin verbindet. Der Ort mit der größten Spannung war für mich der Nachtigalplatz, benannt nach Gustav Nachtigal, der als „Entdecker“ von Kamerun gilt. Mboro arbeitet darauf hin, diesen Namen auszutauschen gegen den eines Widerstandskämpfers gegen die Kolonialisierung, wie Rudolf Manga Bell.

Ebenso wollte ich eine Stadt erschaffen, in der Simon Kimbangu, der kongolesische Prophet im öffentlichen Raum erscheinen kann, eine Stadt in der Menschen wie Lubumba, Rosa Parks und den Männer und Frauen, die involviert waren in die Idee von Dekolonisierung, ein Tribut gezollt werden kann. Ich habe eine Karte entworfen, und drei verschiedene Stimmen aufgenommen, die die Geschichte erzählen. Eine Stimme ist die von Albert Kapepa, der erzählt, dass Kimbangu und die Geisterhäuser von Lubumbashi Manifestationen im öffentlichen Raum sind von Geistern die nicht ruhen – von Menschen die getötet wurden und deren Geister noch immer den öffentlichen Raum besuchen um uns daran zu erinnern, dass der Kampf um Dekolonisierung weitergehen muss. Eine weitere Stimme ist die von Professor Lagae, sie erklärt die koloniale Achse der Macht in der Stadt, l’axe du pouvoir. Das letzte Stück ist eine Aufnahme von meinem Besuch des Afrikanischen Viertels mit Herrn Mboro, dem Forscher von Postkolonial Berlin. Das ist also die Arbeit an Rue de la Résistance. Ich bin nun beim Waza Art Centre in Lubumbashi und arbeite daran, die Karte fertig zu stellen. Man sieht den Kimambu Platz, der meine Vorstellung des neuen Nachtigalplatz ist, mit der Lubumba Allee, die die Peters Allee ersetzen soll und die Rosa Parks Straße, die eine weitere Straße ersetzen kann. Man kann sich hier auch Kimpa Vita vorstellen, die berühmte kongolesische Prophetin und religiöses Oberhaupt im 17. Jahrhundert. Und dann sehen wir, dass all diese [kolonialen] Namen, all diese problematischen Namen von den Geistern des Widerstands übermannt werden können…

Patrick Mudekereza
Patrick Mudekereza lebt und arbeitet in Lubumbashi, in der Demokratischen Republik Kongo, wo er die Künstlervereinigung Rencontres Picha leitet, ein Kunstzentrum eröffnet und vier Biennalen für Photographie und Video organisiert hat.

 

Patrick Mudekereza explaining his conceptual map of three cities, 2016. Video presented at the Juxtaposing Narratives exhibition (ZK/U Berlin) and at the Simulizi Mijini exhibition (DARCH).